Kräuteressig für Haut und Haar
Ach ja, manchmal macht es ja richtig Spaß, ein bisschen Kräuterhexe zu spielen. Und nachdem mein Lavendelessig langsam zur Neige geht, habe ich letzte Woche einen neuen Lavendel-Kräuteressig angesetzt. Ich habe das jetzt schon öfter gemacht und es ist wirklich ganz einfach!
Man braucht:
- Apfelessig, möglichst in Bio-Qualität
- Kräuter nach Belieben: Lavendel, Kamille, Rotbusch, Rosmarin …
- Einmachglas
Apfelessig kaufe ich immer von Alnatura im dm, aber man bekommt ihn auch woanders in Bioqualität. Theoretisch kann man auch jeden anderen Essig benutzen, aber gerade Apfelessig soll ja viele gute Eigenschaften in der Haar- und Hautpflege haben (unter anderem antibakteriell wirken, was immerhin auch wissenschaftlich nachgewiesen ist) und außerdem ist er mir irgendwie sympathisch. Ich habe jetzt mal einen Liter verwendet.
Mein Lavendel ist vom letzten Jahr, ich habe die Blüten von unseren Sträuchern im Garten abgezupft und getrocknet, auf dem Bild sind sie schon ins Einmachglas eingefüllt. Lavendel ist vor allem dazu da, dass der Apfelessig angenehmer und weniger scharf riecht. Das letzte Mal habe ich reinen Lavendelessig statt Kräuteressig angesetzt, das funktioniert auch gut. Außerdem soll Lavendel ja auch beruhigende und klärende (antibakterielle) Wirkung haben. Natürlich kann man die Lavendelblüten auch kaufen.
Kamille ist in der Haut- und Haarpflege als beruhigendes Kraut geschätzt, die Haare soll es dabei eher aufhellen bzw. für einen schönen Goldschimmer im Haar sorgen. Kommt mir alles ganz recht. Außerdem habe ich hier eine Menge Kamille zu einem sehr günstigen Preis gekauft. Die Kamillenblüten sind lustigerweise als Viehfutter deklariert und vielleicht deshalb weniger teuer. Wobei ich mich frage, welches Tier Kamille futtert? Wie dem auch sei, ich brauche sie ja ohnehin nicht zum Trinken, sondern bloß für die Haare, Kamillenblüten kommen nämlich auch in meinen Tee, den ich als Leave-In-Rinse nach der Haarwäsche benutze.
Ebenso kommt Rosmarin in meine Teerinse und in meinen Kräuteressig hinein: duftet gut (gerade in Verbindung mit dem Lavendel), hat ebenfalls beruhigende und antibakterielle Eigenschaften und ich habe auch mal gelesen, dass er die Schuppenschicht anlegen und so ein bisschen gegen Frizz helfen soll. Richtige Blondschöpfe lassen den Rosmarin vielleicht weg, denn er kann die Haarfarbe ein kleines bisschen abdunkeln (was ich bisher aber nicht bemerken konnte). Rosmarin wirkt durchblutungsfördernd (sollte dem Haarwachstum nicht schaden), antiseptisch und antimykotisch.
Thymian könnte ich mir ebenfalls gut im Kräuteressig vorstellen (dann haben wir die halbe Provence im Topf, Thymian ist ebenfalls keimhemmend), aber den hatte ich grad nicht da.
Hinzugegeben habe ich noch Rotbusch-Tee, denn ich habe erst kürzlich gelesen, dass dieser gut für Kopfhaut und Haare sein soll, denen er auch einen rötlichen Schimmer verleihen kann (und dagegen habe ich ja nichts einzuwenden). Rooibos soll regelrecht das Haarwachstum fördern (wissenschaftlich nachgewiesen ist das wohl nicht). In Zukunft wird jedenfalls auch Rotbuschtee in meine saure Teerinse hineinkommen (der muss ja jetzt weg)!
Vorgehen: alle Kräuter in das Einmachglas (1,5 Liter Fassungsvermögen) geben und mit Apfelessig auffüllen. Man sollte nur darauf achten, dass alle Kräuter vom Essig bedeckt sind (oder zumindest wirklich im Essig schwimmen, auch wenn sie obenauf schwimmen), denn ansonsten könnten sie zu schimmeln anfangen. Alles wird dann gut umgerührt und an einen warmen Platz gestellt (Fenster mit Sonne oder Heizung). Und dann wartet man und rührt ab und zu um. Vier Wochen oder acht Wochen, bei mir werden’s wohl eher 8 Wochen werden, ich habe ja Zeit.
Eigentlich kommt danach erst der anstrengende Teil: alles durch ein Sieb geben und die Kräuter gut ausdrücken, damit möglichst aller Essig wieder aus den Kräutern kommt. Dann noch mal filtern, am besten durch einen Kaffeefilter oder Ähnliches, damit alle Kräuterstückchen auch wirklich draußen sind. Und dann in Flaschen füllen.
Und was macht man dann mit dem fertigen Lavendelessig oder Kräuteressig? Ich benutze ihn einerseits für meine erste saure Rinse für die Haare nach der Seifenwäsche, da kommen immer 3-4 Esslöffel von diesem Kräuteressig auf einen guten Liter (1,25 l) gefiltertes Wasser. Außerdem gebe ich einen Teelöffel davon in mein Gesichtswasser (insgesamt ca. 100 ml), das ansonsten verschiedene Blütenwässer und Hydrolate enthält. Gerade nachdem ich auch mein Gesicht mit Seife wasche, kommt mir das sehr sinnvoll vor. Saure Rinse fürs Gesicht sozusagen. Und von manchen wird Apfelessig ja ohnehin zur Gesichtspflege (besonders bei unreiner Haut) empfohlen.
Ach ja, die lieben Kräuter und das beinah verloren gegangene Wissen um ihre Kräfte.
Als der erste Grauschleier sich in mein dunkles Blond schlich und die Haare altersbedingt kraftloser wurden, hab ich auch mit Kamille und (kaltangesetzten) Brennnesseln ein Haarwässerchen gezaubert. Kamille ist mir aber definitiv auf Dauer zu gelb statt gold und das fand ich nich so schick. Also hab ich sie gegen Rooibos ausgetauscht. Mit der Farbe bin ich zu frieden. Nur manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass die Farbpigmente des Rooibos ganz schön viel Glanz schlucken. Aber noch hab ich ihn nich verdammt.
Riesengroßes Kompliment im übrigen für diese super Seite, die mir von Optik und Inhalt ausgesprochen gut gefällt.
Dankeschön!
Bei meiner Haarfarbe kann mir das „Gelb“ der Kamille ja nicht viel tun, denke ich. Und interessant, dass Rooibos doch auch von (Dunkel-) Blondschöpfen wie dir geschätzt wird.
In meinem dunklen Blond sind von Natur aus schon vereinzelte kupfergoldene Haare drin. Ich betone also eigentlich nur meine natürliche Farbe. Deswegen ja auch der Kaltansatz der Brennnessel, der hat nämlich auch erst mal einen rötlichen Stich wenn man ihn nicht zu lange ziehen läßt. Die restliche Kraft der Brennnessel hole ich mir eh über deren Samen.
Ach ja: Ich denke auch, dass die Kamille Deine beneidenswerten Haarfarbe lediglich mehr zum Leuchten bringt und nicht überhand nimmt.
Kaltansatz der Bennessel, wie machst du das? Getrocknete Brennessel (Brennessel-Tee hätte ich sowieso da)? Und dann einfach kaltes Wasser drauf? Und was heißt „nicht zu lange“?
Danke für das Haarfarben-Kompliment.
Ja, ich nehme getrocknete Brennnessel-Blätter (krieg ich bei mir in der Apotheke 100 g für 1,90 € und 100 g halten selbst bei meinem sonstigen Verbrauch (als Kraut im Essen und zur Düngung meiner Pflanzen) sehr lange). So einen Eßlöffel voll und die knapp vierfache Menge kaltes abgekochtes Wasser. Parallel koch ich im gleichen Mengenverhältnis den Roiboos-Tee auf. Nach einer knappen Stunde (manchmal auch schon etwas eher) gieße ich beides zusammen durch einen Kaffeefilter, drück den Satz gut aus. Mit Hilfe einer Einwegspritze (ohne Nadel) oder einer Sprühflasche bringe ich es zum massieren auf die Kopfhaut oder zum zwischendurch Befeuchten auf die Haare. Im Kühlschrank aufbewahrt (wegen der bewußt weggelassenen Konservierung) reicht diese Menge bei mir bis zur nächsten Haarwäsche.
Je länger Brennnesseln im Kaltansatz stehenbleiben, desto mehr färben die Inhaltsstoffe das Wasser von rötlich-braun über braun bis milchig-braun. Letzteres ist dann definitiv nicht mehr für den Kopf zu gebrauchen, aber ein 1a-Dünger für Pflanzen (und zwar mit den Brennnesseln). Heiß angesetzte Brennnesseln (also Tee) ergeben grün-braunes Wasser, das zum Braunfärben genommen werden kann.
In Teebeuteln dürften etwas mehr Stängel drin sein, Das könnte etwas die Farbgebung verändern (evtl. weniger rötliches Braun). Ein super Pflegemittel für Haare und Kopfhaut ergibt der Sud dennoch.
Wünsche erfolgreiches Ausprobieren.
Danke für die genaue Beschreibung! Werde ich auf jeden Fall mal für meine Leave-In-Rinse ausprobieren. Ich habe hier auch getrocknete Brennesseln (für Tee), keine Teebeutel, das sollte also schon funktionieren.
Nizza Post. keep it up und vielen Dank für den Austausch von Informationen